Sonntag, 2. Dezember 2012

1 Jahr und 2 Monate

Eine Regelmäßigkeit werde ich wohl nie hinkriegen. Aber gerade heute ist ein guter Tag, Purzel hat mich sogar ohne Meckern duschen lassen und ich habe Zeit und Muße, ein paar Zeilen für seinen 14-Monats-Bericht zu schreiben. 

Was soll ich sagen? Er ist die Liebe unseres Lebens. Er ist mein Leben. So einfach ist das eigentlich. 

Uneigentlich ist es auch so dass ich meistens am Ende des Tages auch am Ende mit meiner Kraft bin. Weil er sie mir raubt. Purzel ist unglaublich anhänglich. An manchen Tagen darf ich mich keinen halben Meter von ihm entfernen. Und anfängliches Meckern steigert sich blitzschnell zu einem ausgewachsenen Kreischen mit vollem Programm (Rotzblasen aus der Nase, Spuckefäden bis zum Boden, kleine rote Augen). Also bespaße ich ihn, also schleppe ich ihn. So beraubt er mich meiner Kraft. Tag für Tag. 
Dennoch kann ich sagen dass es besser wird. Alles. 
Denn trotz aller Anhänglichkeit gibt es sie doch, die kleinen Momente, die wenigen Minuten, die er alleine ein Buch anschaut oder mit seinen Stapelbechern herumfuhrwerkt. 

Unser Alltag sieht zur Zeit so aus: 

Die meisten Nächte schläft er durch. Ausnahmen sind die Zähne, Erkältungen oder der berühmte Sack Reis, der auch hier leider viel zu häufig umfällt. Er schläft bis ungefähr 7 Uhr und trinkt dann eine Flasche. Bis vor kurzem konnte ich ihn (bei einer Aufwachzeit von 6 Uhr) nochmal zum Einschlafen überreden und habe mit ihm bis 9 Uhr geschlafen. Diese Zeiten sind offensichtlich vorbei. Denn schon seit einigen Tagen war nach der Frühstücksflasche an Schlafen nicht mehr zu denken. 
Trotzdem bleiben wir bis 8.30 Uhr oder so im Bett. Da kraxelt und turnt er rum und ist gut gelaunt. Und genau aus diesem Grund verändere ich an dieser Situation auch nichts. Merke: gute Laune nie mit einer Veränderung zerstören!  :)
Danach wird gewickelt, angezogen (und jaaaa, auch ICH ziehe mittlerweile wieder richtige Kleidung an und verbringe den Alltag nicht mehr in der Ganztages-Jogger) und runter gegangen. 
Ich mache Frühstück für Joni (eine Scheibe Brot mit Frischkäse oder Müsli und Obst) und esse selbst auch ein bisschen was. Denn nochmal merke: esse wenn du die Chance dazu hast! Oft genug habe ich sie nämlich nicht. Und das kostet doppelt Nerven. 
Dann beginnt Entertainment-Phase Nr. 1. Es gilt zusätzlich zur Bespaßung ein Mittagessen für Purzel vorzubereiten. Denn er isst mittlerweile alles. Schwer für mich weil ich ja nicht kochen kann. Also zaubere ich aus irgendwelchem Gemüse und einer Beilage irgendwas essbares (beschwert wird sich momentan nur in ekligen Zahnphasen).
Um 11.00/11.30 Uhr gibts dann Mittagessen. Ich versuche ihn, anschließend noch ein bisschen bei Laune zu halten (Thank you Anne Kaffeekanne!!) damit er nicht vor 12 Uhr ins Bett geht. 
Sonst ist die zweite Tages-Etappe so lang, Sie verstehen?
Wenn ich Glück habe, schläft er in seinem Bett ein. Wenn ich noch mehr Glück habe, schläft er dann zwei Stunden. Wenn nicht: großes Bett, Arm, festgenagelt. Naja. So ist das eben. 
Nach dem Aufwachen müssen wir's gaaaanz langsam und behutsam angehen lassen, denn die Stimmung ist selten gut. 
Weil er ein schlechter Trinker ist, versuche ich ihm Nachmittag eine Flasche zu geben, die nur eine reduzierte Milchpulvermenge intus hat. Klappt mittelprächtig gut. Er isst dann ein bisschen Obst (vor ein paar Tagen ist er leider vom Alles-Esser zum Bananen-Junkie mutiert) und wir leiten Entertainmentphase Nr. 2 ein. Die hat's besonders in sich weil die Kraft oft nur für eine Stunde nach dem Aufwachen reicht. Es wird Spazieren gegangen, eingekauft, aufgeräumt, gesungen (Anne, Anne und nochmals Anne!), gebadet, geschleppt, gedingst und getan. 
Vor 17 Uhr wird nicht Abendgegessen. Sonst ist hinten raus kein Programm mehr übrig und ich weiß nicht was ich noch machen kann bis er ins Bett fällt. 
Eine große Hilfe ist, wenn der Lieblingsmann zur Essenzeit von der Arbeit kommt. Dann kriegt er nochmal einen riesen Kraft- und Stimmungsschub. Mein Mann spielt mit ihm und übernimmt oft auch das Abendritual (Zähne putzen, im großen Bett rumturnen, Schlafanzug anziehen).
Gegen 18.30/19.00 Uhr geht's ins Bett. 
Wenn wir Glück haben (und ich muss zugeben dass wir das meistens haben), dann legen wir ihn nur ins Bett, sagen Gute Nacht, und gehen raus. Oft muss man nur einmal oder gar nicht mehr zu ihm rein weil er schon ins Lummerland gesegelt ist. Halleluja!

Nach wir vor merkt man ihm an dass er Frühchen ist... oder war. 

Er ist nach wie vor mit seiner Grobmotorik nicht da wo andere in seinem Alter sind. Aber durch die Unterschiedlichkeit von Kindern verwischt die Frühchensache immer mehr mit den natürlichen Unterschieden. 
Er kann mittlerweile den Vierfüßler, verweilt aber nicht sehr lange darin. Wenn's um Fortbewegung geht, ist Robben immernoch ganz weit vorne. Wobei man seit ein paar Tagen merkt dass er langsam Krabbeln möchte. Seit fast zwei Wochen zieht er sich an der Couch, am Bett usw. hoch und steht dann da einfach rum!  :)  Dass aus unserem Boden-Baby jetzt ein Stehauf-Männchen geworden ist, ist total irre! Er steht schon ganz sicher und ist über diese neue Sichtweise selbst total aus dem Häuschen. 

Wirklich wirklich selber sitzen kann er nach wie vor nicht. Aber schon vor bestimmt vier Wochen sind wir auf den Kinderstuhl umgestiegen weil die Wippe einfach keine Option mehr war. Er ist nach hinten, seitlich und nach vorne ausgestiegen und hat mit wilden Aktionen jede Mahlzeit zur Katastrophe gemacht. Aus physiotherapeutischer Sicht ist das natürlich nicht einwandfrei. Aber er ist mittlerweile wirklich sehr stabil und ich habe kein schlechtes Gewissen mehr. 


MAMA und PAPA sagt er immer öfter bewusst. Wobei PAPA sein deutlicher Favorit ist.

Wenn man ihn fragt ob er etwas TRINKEN möchte, sucht er den Tisch solange mit den Augen ab, bis er seinen Becher gefunden hat (heißt aber noch lange nicht dass er auch trinken möchte!). Er versteht und macht selbst das Babyzeichen für LICHT, und macht TRRRR wenn man ihn nach dem Wecker fragt  :)  Wenn er das 'Lied vom Wecken' hört macht er auch sowas, was wohl KIKERIKI sein soll. Da kann aber auch die Mama-Phantasie mit mir durchgehen  :)

Ja, wie gesagt... wir hinken noch ein bisschen hinterher. Aber im Januar werden die wöchentlichen Physiotherapietermine gestreckt (wahrscheinlich 2x im Monat) und wir sind diesbezüglich total entspannt. 


Zur Ösophagusatresie samt seinen Nebenwirkungen lässt sich vielleicht noch sagen: 
Die Speiseröhre macht nach wie vor keinerlei Probleme. Essen ist überhaupt kein Thema. Die Tracheomalazie (instabile Luftröhre) hat sich in den vergangenen Monaten um einiges stabilisiert, dh die Seehund-Geräusche sind kaum mehr zu hören. Die Darmatresie hat sich nach einem Telefonat mit seinem Chirurgen in Luft aufgelöst. Und so bleibt eigentlich nur noch das Fehlen einer Bandscheibe im Brustwirbelbereich, was zu beobachten ist. 

Das war der aktuelle Stand aus sehr sachlicher Sicht, wie ich finde.
Wundert mich eigentlich weil ich momentan eher so gestrickt bin dass ich mit jedem und allem mitheulen könnte  ;)

1 Kommentar:

  1. Hallo Purzel,

    ach.... ist das schön, was deine Mama über deine Babyzeichen-Kenntnisse schreibt. Du wirst sicherlich noch viele wunderbare Dinge zunächst mit Babyzeichen benennen. Kennst du eigentlich meinen Adventskalender http://www.kindergebaerden.de ? Wir singen weihanchtliche Lieder und machen Babygebärden dazu. Schau doch mal mit deiner Mama rein. Ich wünsche dir viel Spaß dabei.

    Liebe Grüße
    Birgit

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