Dienstag, 19. Februar 2013

ausgeknockt (numero due)

Nach der Augenattacke habe ich mir noch nichts gedacht. Ich hab's unter Pech abgelegt. Aber die Tatsache dass uns ein mutierter Magen-Darm-Virus heimgesucht hat, lässt mich überlegen, ob das Karma vielleicht keine Geduld hat, mich erst im nächsten Leben zu bestrafen, sondern die Gunst der Stunde nutzt und schon jetzt alle Register zieht. 

Eigentlich wollte ich einen Post schreiben, der davon handelt dass Jonas eine tolle und behutsame Eingewöhnung in der Krippe erfährt. Aber eine überdurchschnittlich hohe Menge an vollen Windeln bindet uns an die eigenen vier Wände. 

Vergangenes (und damit meine ich nicht mehr vergangenes, sondern das noch mehr vergangenere) Wochenende schlief Joni einfach so am Nachmittag in der Wohnzimmer-Kuschelecke neben der Kugelbahn ein. Ich fand's noch lustig, twitterte darüber und schickte dem Mann ein Bild in die Arbeit. Am Montag vor einer Woche begann der Mutanten-Virus dann langsam und hinterhältig, es sich bei uns schön zu machen. 
Mittwoch war dann nicht mehr daran zu denken, in die Krippe zu fahren. 
Ich war arbeiten und der Mann wechselte Zuhause im 20-Minuten-Takt Windeln.
Diese Heldentat führte unumgänglich zu einer Ansteckung. 
Der aktuelle Stand war also: zwei von drei Personen krank. 

Bis Freitag Mittag hat sich die Situation so zugespitzt dass Joni innerhalb von wenigen Minuten einen vollgedingsten Wäscheberg fabriziert hat und die halbe Wohnung vollgedingst war. 
Er hatte seit vielen Stunden keinen einzigen Schluck Wasser mehr getrunken, nichts mehr gegessen und hatte Fieber. Der Kinderarzt wollte kein Risiko eingehen und schickte uns zur Kontrolle ins Klinikum damit er nicht dehydrierte. 
Ein Freund, der mich drei Wochen zuvor deutlich wissen ließ dass ich nie mehr im Leben halbblind mit der U-Bahn in die Augenklinik fahren darf und ihn jederzeit anrufen soll, kam vorbei, packte mich und Joni-Spuckoni ein und fuhr uns ins Krankenhaus. 
Diesen Freundschaftsdienst bezahlte er mit... na, raten Sie... einer Ansteckung.

Alle Zeichen standen für einen kurzen stationären Aufenthalt, aber (um es mit Worten der Branche zu sagen aus der ich eigentlich komme) das Krankenhaus war fully booked bzw.  überbucht. Man hat uns (und ich kenn mich da aus weil ich selbst schon Gäste mit einem Lächeln vor die Tür gesetzt habe) schlicht und ergreifend ausquartiert. Mit ein paar Beutelchen Elektrolyt-Zeug sind wir wieder nach Hause. Den Erdbeergeschmack von demselbigen fand Joni überzeugend und hat seinen Flüssigkeitshaushalt wieder auf ein überlebenssicherndes Level gehoben.
 
Alle außer Lebensgefahr, dann kann Mama ja jetzt krank werden.
Samstag früh war mir übel und man musste nicht lange überlegen um zu wissen, was mich erwarten würde. Wenig später saßlag (das ist eine schmerzhafte Form von weder sitzen noch liegen können) ich auf der Couch und hatte einen Eimer umarmt, den ich eigentlich gekauft hatte weil wir die Absicht hatten, eine Putzperle zu finden. 

Sollte ich jemals eine Perle bekommen... sie bekommt einen neuen Eimer. 

Diese Geschichte kann wie die Augen-Geschichte abgekürzt werden. 
Am Ende wurde alles gut. Wie so oft. Aber der Weg dahin war mit vielen vielen Windeln gepflastert. 
Und der Mutanten-Virus hat uns vom Eingewöhnen abgehalten. 

Unsere ursprünglich zen-gleiche Einstellung was die Eingewöhnungszeit angeht, ist verschwunden. Wir sind nicht komplett panisch, können aber nicht abstreiten, unruhig zu werden. 
Der Februar ist sowieso schon mal ein eher ungünstiger Eingewöhnungsmonat weil er kalenderbedingt verhältnismäßig wenig Tage hat. Wenn davon nun auch noch 5 Tage das Klo hinunter gespült werden, dann wird's etwas knapp. 
Wir haben noch die erste März-Woche als Puffer, die der Lieblingsmann schon vorsorglich als Urlaub eingereicht hat. Aber dann wird es Zeit, kreativ zu werden. Außerdem hat sich herausgestellt dass unser Kind nicht gerade der unkomplizierteste Eingewöhnungskandidat ist. Aber das war irgendwie keine Überraschung. 

So bleibt nur zu hoffen dass wir von weiteren Infekten, Viren und Bazillen verschont bleiben. Denn so traurig das alles ist... sofort kriechen diese fiesen kleinen Existenzängste in mir hoch. Keine Eingewöhnung - keine Krippe. Keine Krippe - keine Arbeit. Keine Arbeit - großes Problem. 






ausgeknockt (numero uno)

Wer mich (@conconconny) in seiner Twitter Timeline hat, der hat vor knapp drei Wochen schon mitbekommen dass mein Sohn mich eines Mittagessens attackiert hat. Er hat mir seinen kleinen, spitzen Angreifer-Finger direkt ins Auge gestochen und mich so von einer Sekunde auf die andere außer Gefecht gesetzt. 
Ich musste schmerzlich lernen dass man ohne Kind weitaus komfortabler krank sein konnte als mit. Einfach Augen zu und auf die Couch war also nicht möglich. Ich heulte eine Stunde blind in der Wohnung rum, brachte Joni irgendwie ins Bett und hoffte auf Besserung. Also diese sich nicht einstellte, googelte ich (ja, man googelt natürlich mit dem verbleibenden 5% Augenlicht sein bevorstehendes Schicksal!) was nun zu tun wäre. 
Ich las von verletzter Hornhaut und damit verbundenen Ekeligkeiten und musste mir eingestehen dass ich das Auge wohl einem Arzt zeigen musste. 
Natürlich waren zwei von zwei Augenärzte im Ort nicht anzutreffen. Der eine machte am Monatsende bereits seine Abrechnung, der andere nutzte den Tag um sich fortzubilden. 

Da fasste ich den tollkühnen Entschluss, mir einfach in der Apotheke wundermittelmäßig-tolle Augentropfen zu holen, diese direkt auf der Straße ins Auge zu kippen, natürlich sofort Linderung zu erfahren und somit alle notwendigen Erledigungen hinter mich bringen zu können. 
Gesagt, getan. 
Allerdings bin ich nicht McGyver und habe wohl doch keine Superkräfte. Denn es kam anders als geplant: man wollte mir keine Augentropfen geben weil wohl jeder schon  mal ergoogelt hat was mit einem Auge nach so einer Pieks-Attacke passieren kann. Und so stand ich mit Kind, Kinderwagen, einer Tüte voll Leergut und einem monströsen Paket Unterwäsche (das zurück zum Hermes-Shop sollte) auf der Straße und krümmte mich vor Schmerzen weil ich nun keines meiner zwei Augen mehr aufmachen konnte. 
Da sah dann sogar ich ein dass ich ein wenig überfordert mit der Situation war. 

Also wieder heim mit Kind, Kinderwagen, Leergut und Monsterpaket und den Mann aus der Arbeit gesprengt. Wie gesagt, alleine war Kranksein noch bequemer. 
Um die Geschichte ein wenig abzukürzen... 
Der Mann kümmerte sich um unseren Sohn, dem ich seit Stunden nichts zu essen gemacht habe weil ich nicht in der Lage war, die Küchentür zu orten. Und ich fuhr kamikazemäßig mit der U-Bahn zur Augenklinik. Dort hat mir eine weiße Lichtgestalt (in Wahrheit war das ein freundlicher Arzt, der erkannt hat dass ich ihn nicht mehr sehe) den Weg zur Ambulanz gezeigt, wo man mir nach kurzer Wartezeit mitteilte dass die gute Nachricht sei dass man nicht nähen müsste (WTF?!?!), die schlechte aber sei dass man nichts gegen die Schmerzen tun könne (WTFWTF?!?!).
Also mit Augenverband und Schmerzen from hell wieder heim und ins Bett. 
Ich sage nur: nicht schön. Wirklich nicht schön. 

Vor allem weil die kleine Vernarbung, die sich dadurch auf der Hornhaut gebildet hat, immer wieder mal weh tut und am Augenlid reibt. Mein Vater (dem an einem besonders wilden Silvesterabend mal ein Sektkorken ins Auge geflogen ist) hat mir bereits die Hoffnung genommen, dass dies wieder vergeht. 

Aber wenn ich etwas gelernt habe, dann nicht nur dass man früher komfortabler krank war, sondern dass die Liebe zum Kind tatsächlich bedingungslos ist  :)

Sonntag, 17. Februar 2013

1 Jahr, 4 Monate, 2 Wochen und 1 Tag


Zwei Posts (und noch 30 andere) möchte ich dringend schreiben. Einen über die Krippeneingewöhnung, in der wir gerade stecken. Und einen über meinen Joni. Natürlich habe ich wieder nicht geschafft, jeden Monat einen kleinen Bericht zu schreiben um seinen aktuellen Stand festzuhalten. Aber jetzt ist es einfach so dass ich muss! Es wäre zu schade wenn wir und er später nicht wüssten, was er in diesem großartigen Kleinkindalter alles konnte und mochte!

Jonas...

... kann (von weniger werdenden Unfällen abgesehen) sicher an Couch, Schränken, Stühlen und und und entlang gehen. Doch der Mut fehlt, auch nur kurz los zu lassen und zu sehen was passiert. Vom freien Stehen oder gar Gehen sind wir also noch (ich schätze mal anhand der bisherigen Entwicklung) gute 3 Monate entfernt.
Da sagen ein paar von euch (wie meine Eltern und die Schwiegereltern und die vielen wildfremden Leute in der U-Bahn und beim Bäcker) bestimmt: "Ach, wirst sehen, das geht jetzt ganz schnell!" Und ich werde tief durchatmen und einfach nichts sagen. Schreiben will ich aber dazu nochmal was. Denn wie man sieht, als Frühchen auf die Welt zu kommen, 6 Wochen vor dem Termin auf die Welt geschickt zu werden und noch am ersten Tag operiert zu werden... das vergisst der Kopf nicht so schnell und das vergisst auch der Körper nicht so schnell.
Joni ist ein Frühchen... immernoch. Aber das ist nichts Schlimmes. Im Gegenteil. Das schenkt ihm die Zeit, in Ruhe laufen zu lernen.

... kann seit ungefähr vier Wochen krabbeln. Bis dahin ist er in Blitzgeschwindigkeit gerobbt.

... hat mittlerweile 10 Zähne, davon bereits zwei Backenzähne.
Um jeden einzelnen Zahn, der sich ans Licht gekämpft hat, sind wir happy. Denn diese Zahnerei ist hier wirklich eine nervenaufreibende Sache, für alle Beteiligten. Und leider habe ich in unserer schon einige Monate andauernder Zahn-Erfahrung noch nichts gefunden was es ihm erleichtert. Ich habe das Gefühl dass ich alles mehr für die Beruhigung meines Gewissens mache.

... isst immer noch voller Leidenschaft alles. Zahnbedingt läuft es zur Zeit aber oft auf Müsli und Banane hinaus. Außer wir essen etwas was seiner Meinung nach noch besser wäre. Er schreckt nicht mal vor Landjägern und Blutwurst zurück  ;)  Meine Kochkünste sind immernoch im unteren Sektor anzusetzen, weshalb ich ganz glücklich bin dass diesen Part unter der Woche bald die Krippe übernimmt :)

... sagt:
PAPA und meint damit nicht nur seinen Papa, sondern ist auch der Meinung dass er selbst so heißt.
MAMA (aber bei weitem nicht so oft wie PAPA)
JA oft begleitet mit wildem Kopfnicken
NA was die bayerische Version von 'nein' ist und ebenfalls oft mit der entsprechenden Kopfbewegung unterstützt wird
HÜA wenn er damit sein Schaukelpferd anfeuern will  :)
I A zum Esel
RRRRRR zum Wecker, aber auch wenn es kalt ist
MMMA zur Oma
BRUMBRUM seit neustem wenn er mit einem Auto oder Zug oder oder oder spielt

... zeigt Ohren, Nase und Haare auf Anfrage.
Nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei uns. Bei einer dieser Aktionen hat er mir im wahrsten Sinne das Auge ausgestochen bzw. angestochen und ich musste halb blind und mit Schmerzen aus der Hölle in die Augenklinik. So ein Auge hat aber (vorausgesetzt der Mini-Finger bohrt nicht supertief *örks*) die Eigenschaft, in Windeseile zu heilen. Ging also nochmal gut.

... zeigt das Zeichen für Licht.

... verteilt Bussis wenn man ihn lieb fragt und er in der Stimmung ist  :)

... winkt

... findet seine Füße ultra-witzig.

... schläft wie eigentlich schon seit einigen Monaten von ca. 18.30/19.00 Uhr bis 6 Uhr.
Dann trinkt er eine Frühstücksflasche, kuschelt noch bei uns im Bett und frühstückt nach dem Anziehen nochmal Brot oder Müsli.

... ist seit 11 Tagen Krippenkind. Und das ist eigentlich das allerkrasseste!
Noch gar nicht lange her als er noch ein klitzekleines Baby war. Und jetzt ist er Krippenkind. Dazu gibt es natürlich ganz ganz viel zu erzählen. Zum einen dass er natürlich noch Teilzeit-Krippenkind ist weil wir ganz entspannt und ohne Stress eingewöhnen. Und zum anderen dass es eigentlich der beste Grund ist, die Partyhüte aufzusetzen wenn man einen Betreuungsplatz ergattert hat. Denn von den 34 Anmeldungen (wobei man ja eigentlich Bewerbungen sagen muss) war dies (und ein einziger anderer, ganz ungünstig gelegener) der einzige Platz, den man uns anbieten konnte.

... ist gesundheitlich eigentlich vollständig beschwerdefrei was die Ösophagusatresie und deren Nebenerscheinungen angeht. Die Speiseröhre weist keine Verengung auf, er kann alles ohne Probleme essen. Lediglich die Tracheomalazie (also die instabile Luftröhre) hat sich in den letzten Monaten nicht weiter verbessert. Er hört sich also immernoch oft erkältet an obwohl er kerngesund ist. Bringt einem als Mama regelmäßig böse Blicke oder Kommentare von wildfremden Leuten ein.
Am schlimmsten war seit langem mal wieder der Weg in die Krippe am Freitag Morgen. Da die Stimmung nicht besonders gut war und Jonas kurz vorm Umsteigen richtig zu weinen anfing, durfte ich mir von Leuten alles anhören von "Der ist aber arg erkältet!" "Ganz verschleimt ist er, der Kleine." "Tja, da müsste man halt mal Globuli geben."
Der Höhepunkt war dann: "Der hat doch Schmerzen!"
Dann durften wir Gott sei Dank umsteigen und andere Menschen mit einer imaginären Erkältung schockieren, die die böse Mutter einfach nicht kurieren möchte. Puh...

... hat eine leichte Hornhautkrümmung, die aber glücklicherweise nicht behandelt werden muss. Wenigstens ein Krug, der an uns vorüber gegangen ist.

... ist kitzelig.

... hat einen Papa und eine Mama, die jeden Tag ein bisschen mehr in ihn verliebt sind.