Montag, 8. Oktober 2012

Vojta - viele Kritiker und ein Fan

In meinen Posts taucht immer wieder mal der Begriff Vojta auf. Meist gehe ich nicht weiter davon ein, aus Zeitgründen. Und weil der Beitrag eigentlich von etwas ganz anderem handelt, ich aber offensichtlich erst einmal in einem 3km Radius um das Thema kreise bevor ich mich ihm annähere.
Ein einziges Mal hab ich das Ganze ein wenig erklärt (Vojta Therapie).
Und weil Vojta für uns einen regelmäßigen Teil unseres Alltags darstellt, möchte ich nochmal ein bisschen davon erzählen.

Eigentlich stößt man nur auf Kritik wenn man von der Therapie spricht oder versucht, weitere Informationen darüber einzuholen. Ist auch verständlich, denn die Therapie macht rein optisch einen z.T. brachialen Eindruck. Und demnach geurteilt ist natürlich schnell ein negativer Stempel aufgedrückt. Meine Meinung ist allerdings eine absolut positive. Doch das hängt sicherlich zum großen Teil mit der Physiotherapie-Praxis zusammen, die wir schon seit Jonas' Entlassung aus dem Krankenhaus (vier Wochen nach Geburt) besuchen. 
Seine Therapeutin ist immer ganz toll, nicht überstürzt, und Jonas begegnet ihr immer mit einem Lächeln. Selbst dann, wenn ich eigentlich denke dass uns ein anstrengender Termin bevor steht weil die Stimmung warum auch immer desaströs ist. 
Wer von Vojta noch nie gehört hat... kurz zusammengefasst: 
Durch Halten von bestimmten Positionen und Drücken von bestimmten Punkten am Körper wird ein perfekt angelegtes Bewegungsmuster im Hirn stimuliert. Bewegung und Gedanke werden quasi miteinander verknüpft. Die Folge ist ein unglaublicher Schub in der Motorik. 
Purzel war ausschließlich auf dem Rücken liegend bis er ca. 8 Monate alt war. Die Bauchlage war von Anfang an schwer da er aufgrund der Schläuche und Drähte im Wärmebett nicht auf dem Bauch liegen konnte. Er war es also nicht gewohnt und dem zu Folge auch schwer daran zu gewöhnen. 
Pfingsten hat er sich dann (dank abschüssigem Camping-Gelände am Gardasee) das erste Mal auf den Bauch gedreht, dies aber danach erstmal nicht ins Programm aufgenommen. 
Erst als wir im Juli mit Vojta begonnen haben, gab es förmlich eine Bewegungs-Explosion!
Freitag das erste Mal geturnt, am Wochende wie ein Wilder hin und her gedreht, immer wieder!

Seitdem wurde die Vojta-Übung seinem aktuellen Entwicklungsstand immer wieder angepasst und hat so geholfen, in für uns kurzer Zeit sehr viel aufzuholen. 

Da das Turnen anstrengend und zweifelsfrei unangenehm ist, schreit Purzel währenddessen. Das war für mein Mama-Herz anfangs natürlich erstmal schwer zu verkraften. Wenn das Baby schreit, weint das eigene Herz immer ein bisschen mit. Aber es ist nochmal ganz was anderes wenn man dieses Weinen selbst und mit voller Absicht auslöst. 
In der ersten Nacht nach Beginn der Übung habe ich geträumt, ich würde ihm beim Turnen die Rippen brechen. Absoluter Alptraum!
Aber man darf sich nicht vorstellen dass wir zweimal am Tag (nach dem Aufstehen und vor dem Schlafanzug anziehen) für Stunden oder so turnen, üben und trainieren. Wir reden schon fast von wenigen Sekunden. Nur ca. 10-15 Sekunden pro Seite (also zweimal) halte ich ihn in dieser bestimmten Position. Und sofort im Anschluss hört er auf zu weinen und lacht mich wieder an wenn ich ihn ganz arg lobe. Als Ritual spielen wir nach der Übung immer eine Spieluhr, die ansonsten nicht zum Einsatz kommt. Dann weiß er dass wir fertig sind und ist gleichzeitig abgelenkt.

Weil ich weiß, dass einige Frühchen-Eltern hier mitlesen, war es mir wichtig, ein bisschen was über Vojta zu erzählen. Einfach zu schildern dass es natürlich bequemer für alle Beteiligten wäre, sich nicht mit der verzögerten Motorik zu beschäftigen, Purzel aber seit Erreichen von mehr Mobilität so viel zufriedener ist. Und das macht uns sehr sehr glücklich. 
Zwar ist eine Regelmäßigkeit bei der Durchführung der Übungen gut, doch ärgere ich ihn nicht wenn er einen schlechten Tag hat. Bei Zahnungsschmerzen oder (wie heute zum Beispiel) bei leichtem Fieber ist es das letzte, an was ich denke, mit ihm zu Turnen. 

Wer also interessiert ist, der sollte vielleicht mit einer Vojta praktizierenden Therapeuten sprechen. Denn die Quellen im Internet machen unnötig Angst und schrecken nur ab. 

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