Sonntag, 9. September 2012

Tomate, ich. Untreu. Und Betreuungsplatzdesaster.

Ich komme einfach nicht zum bloggen. Ich könnte es schon schaffen, aber dann müsste ich entweder alle Erledigungen im Haushalt einstellen oder das Kind bis morgen Früh dazu bringen, alleine einkaufen zu gehen. Ersteres würde mir sehr entgegen kommen weil mir diese elendige Putzerei eh auf den Senkel geht. Aber solange ich nicht diejenige welche bin, die die Haushaltshilfe der Brigitte Mom gewinnt, werde ich wohl nicht darum herum kommen, den Staubsauger selbst durchs Haus zu jagen. 
Zweiteres... ach, lassen wir's gut sein. Ich komme einfach nicht zu bloggen. 
Ich versuche, viel zu erledigen. Und ganz oben auf der Liste steht das große Betreungsplatz-Fragezeichen. Denn der Lieblingsmann und ich beschäftigen uns seit Monaten immer wieder und in den letzten Wochen immer vermehrter um die Frage, wie wir am besten an die tollste Krippe kommen, die natürlich nur einen Appel und ein Ei kostet.
Immer wenn ich einen Umschlag mit einer Voranmeldungen im Briefkasten versenke, denkt mein Kopf das Wort "Bewerbung". Denn so fühle ich mich. So als ob ich mich und meine Familie mit akribischen Druckbuchstaben bestmöglichst darstellen müsste damit unsere Existenz gesichert ist. 
Denn letztendlich hängt von dem Krippenplatz einiges ab. Aber wem erzähle ich das... ich gehe davon aus dass diese Zeilen keine Rentner lesen sondern wir alle im gleichen, sinkenden, Betreuungsplatz-Boot sitzen. 

Während Purzel in seinem Bett noch Pirouetten dreht bevor er hoffentlich in Kürze ins Lummerland tänzelt, möchte ich noch schnell ein Erlebnis aus der Kategorie "Grusel-Krippen" zum besten geben.

Wir hatten den Besichtigungstermin per Onlineformular vereinbart und standen pünktlich vor einem trostlosen Gebäude. Auch die Stahltüren und die fast schon unzähligen Hinweisschilder dass ein Kinderwagenabstellen nicht nur nicht erwünscht sondern illegal ist, haben uns noch nicht entmutigt. 
Gut, es HAT uns entmutigt. Aber was bleibt einem denn?!?!
Das nächste Hinweisschild hat uns darauf vorbereitet dass aktuell eine Läuse-Infanterie durch die Kinderkrippe galoppiert... aber da das ja in den besten Einrichtungen... also kein Grund, gleich einen Rückzieher zu machen!
Vor allem weil wir doch nach dem Upgrade-Verfahren handeln wollten. Erstbesten Krippenplatz nehmen und dann wenn nötig was besseres/günstigeres suchen. 
Aber wir haben uns schlicht und ergreifend in der Krippen-Hölle wieder gefunden. 
Das erste Mal nach einer Besichtigung war für uns absolut klar, dass wir eher bis zum Schuleintritt Kartoffeln mit Ketchup essen werden, bevor wir dazu gezwungen sind, unseren Purzel hier abzugeben. 
Unverputzte Trockenbauwände gaben der Location einen gewissen Baustellen-Touch, den ich sogar noch verkraftet hätte. Auch die lieblosen Gruppenräume, die alles andere als neu eingerichtet waren, wären gerade noch so okay gewesen. Aber die Angestellte, die uns die Krippe gezeigt hat, hat dem Fass den Boden ausgeschlagen. 
Ihr Äußeres war schlampig, sie hat sich nicht vorgestellt, man musste ihr jede Information aus der Nase ziehen. Auf meine Frage, ob jeden Tag raus gegangen wird, meinte sie nur dass das oft nicht möglich ist weil das mit so "vielen Kindern doch ein rechter Aufwand ist". 
Mhm... super Einstellung. 
Man sollte die Brotzeit in der Krippe nicht in Anspruch nehmen, lieber selbst etwas mitgeben weil das Krippen-Essen nicht empfehlenswert wäre. Ahja, okaaay.
Eingewöhnung würde in der Regel unkompliziert innerhalb von ein bis zwei Wochen verlaufen, ohne Anwesenheit der Eltern. Diese "seien meist zu weich und würden in der Krippe sein wollen" aber darauf würde man keinen Wert legen. Die Gruppenleitung schätzt ein, wie lang das Kind schon bleiben kann und teilt einem dies dann mit. Äh... ich glaube nicht!
Und und und... Die Bäder waren eine Katastrophe und es ist mir ein absolutes Rätsel wie man 12 Kinder nacheinander durch ein 3qm großes Bad schleusen will ohne dass Toilette/Wickeln, Händewaschen und Zähneputzen nicht eineinhalb Stunden dauert. 
Ach so... hab ja vergessen dass nur nach Bedarf gewickelt wird. Wickelrunden wären nicht nötig. 
Hallo?!?!

Für ein paar Zeilen hätte ich noch Stoff. Aber es wäre eine reine Aneinanderreihung von Dreistigkeiten und Frechheit. Und vor allem von Desinteresse an meinem und den anderen 35 Kindern. 
Nein! So nicht!
Vielleicht ist meine Wunschvorstellung naiv weil ich denke, es gibt auf dieser Welt noch immer diese Erzieher/innen, die trotz fürchterlicher Unterbezahlung ihren Job gern machen und sich auf meinen Sohn freuen. Dass sie gern mit den Kindern raus gehen und gern mit ihnen basteln. Dass gesungen wird, geklatscht wird, getanzt wird. 

Ach, vielleicht erwähne ich noch das Angebot dass man "schon was machen könnte damit sie unsere Telefonnummer notiert und wir in ihre Gruppe kommen". 

Wie gesagt, ich bin naiv. Dass dies das Angebot war, sie gern zu bestechen, habe ich erst gemerkt als auf dem Heimweg immer mehr durchsickerte, WIE furchtbar es dort war. 

Ich hoffe so sehr... für uns, für Jonas... dass WIR WIR WIR einen tollen Platz bekommen. Und nicht die ANDEREN! Aber die anderen seid ihr. Und weil es euch genauso geht wie uns, und weil ich mit einigen von euch zB bei Twitter Kontakt habe, kann ich mir einfach nicht egoistisch wünschen dass nur WIR WIR WIR einen tollen Platz haben sollen und die anderen mir scheißegal sind... 
Ich wünsch mir so sehr dass irgendjemand sich der Sache annimmt und diesem Betreuungsengpass den Kampf ansagt. Denn es geht um unsere Kinder, um unsere Familien. Und wenn es deutschlandweit so aussieht wie hier in München, dann Prost Mahlzeit. Ich wünsche euch, genauso wie uns (so viel Egoismus muss in diesem Fall sein), einen Betreuungsplatz. Einen guten. Mit Mitarbeitern, die ihren Job gern machen. Denn da will ich meine Naivität einfach nicht verlieren!

2 Kommentare:

  1. Ich kann deine Gedanke absolut nachvollziehen, da wir ja auch dieses Drama hatte. Aber das kann es eigentlich nicht sein. Kinder seien immerhin die Zukunft & was tut man für die Zukunft? Milliarden von Euros durch Europa jagen, obwohl es genug Baustellen im eigenen Land gibt. Und wenn man sich dann an das Amt wendet, kommen die einem noch doof. Ich selber hab ein unbefristetes Arbeitsverhältnis, mein Kind darf lt. Berechtigung aber nur bis Ende November in die Kita gehen, weil die so Kleinkariert sind und der Meinung, ich würde ja meine Probezeit nicht überleben. Wo gibt es sowas. Ahhh. Ich könnte mich bei dem Thema soo aufregen

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    1. Na super, jetzt reg' ich mich für deine Situation auch gleich noch mit auf!! :)
      Die haben wirklich den Arsch auf!
      Nachdem wir heute beim Essen nochmal unsere Liste (jaaaa, man muss bei Krippenanmeldungen mit einer Excel-Liste arbeiten damit man nicht den Überblick verliert!!!) aktualisiert haben, ist der neuste Stand:
      Voranmeldungen in 27 (!!!!) Krippen! Und es ist mehr als unsicher dass wir iiiiirgendeinen Platz bekommen.
      Ich wünsch uns Glück! Vielleicht geht ja alles gut :)

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