Montag, 11. Juni 2012

Sarah Eder - Herr Leben, die Rechnung bitte



„Fellix, hatte ich geschrieben mit Doppel-l und Blauaugen hat er gehabt und eine Raupe am Schuh. War doch mehr Wein, als ich gedacht hatte.“
Um jeden Preis will Hannah ihr Herz zurück. Aber das ist gar nicht so einfach, wenn dieses in Portugal liegt, weil es versehentlich von Felix eingepackt wurde, der gar nicht weiß, welch wertvollen Besitz er in seinem Koffer mit sich trägt. Da kann nur einer Abhilfe schaffen: Herr Leben, ihr Therapeut.
Mit seinen produktiv-verstörenden Methoden reduziert er Hannahs chaotisches Dasein auf vier zentrale Fragen. Auf der Suche nach (Ant)Worten, stolpert Hannah über Einsichten, Verzweiflung und Leos, über Ischiasnerven, Raupen und Blauaugen, bizarre und wunderschöne Momente, um letztendlich mit den Fragen des (Herrn) Lebens abzurechnen.  
Cover,Titel und vor allem der Klappentext haben in mir die Erwartung an ein doch sehr typisches Frauenbuch geweckt, das aber doch auf seine Weise witzig und originell ist. Ich habe weder mit einem literarischen Tiefflieger, noch mit einem Klassiker der Buchgeschichte gerechnet. Solides Mittelfeld könnte man sagen. 
Denn die Metapher, dass hier der Therapeut der Hauptprotagonistin als Personifizierung des Lebens auftreten und wesentliche Fragen des selbigen stellen soll, hat mich hoffen lassen dass ein tieferer Sinn zu finden ist.
Doch um was geht es eigentlich... 
Wie immer im Leben ist die Liebe der Antrieb eines jeden Motors. Und so handelt diese Geschichte von Hannah, die nach einer verhältnismäßig kurzen glücklichen Phase zurück geschleudert wird ins tiefe Loch des Liebeskummers. Aus diesem versucht sie sich mit Hilfe ihrer Therapeutin heraus zu arbeiten, steht aber plötzlich ein bisschen im Regen als diese „der Liebe wegen“ in eine andere Stadt zieht und Hannahs Fall an ihren Nachfolger weitergibt als wäre sie nur ein gefüllter Ordner und nicht der Mensch voller Probleme, der dahinter steht. 
Der neue Therapeut stellt sich als Herr Leben vor und übernimmt neben Hannah selbst und ein oder zwei weiteren Personen die wichtigste Rolle in der Geschichte. Seine Methoden sind eher von unkonventioneller Art, haben aber den gewünschten Erfolg. 
Die ersten von insgesamt 276 Seiten benötigt man um in den Schreibstil der Autorin zu kommen. Denn die Story ist aus der Sicht von Hannah als Ich-Erzählerin geschrieben. Die Tatsache dass sie eine Linguistik-Studentin ist spiegelt sich sehr stark in Wortwahl und Ausdruck wider. Weil sich der Roman durch diese Art zu schreiben von anderen Romanen dieses Genres abgrenzt, empfand ich das Buch wirklich erfrischend. 
Doch die Wortspiele, die anfangs noch originell und überraschend sind, wurden im weiteren Verlauf der Geschichte fast schon zu viel und dadurch eher störend. 
Der Aufbau der Story ist zwar von Beginn bis Ende schlüssig, es baut sich gegen Ende auch eine ordentliche Portion Spannung auf. Doch letztendlich fehlt sowohl der gesamten Geschichte als auch insbesondere seinem Schluss der letzte Kick, der ein Buch erst so richtig lesenwert macht. 
Ein Fazit ist für mich daher ein wenig schwer. Eigentlich gibt es kaum etwas an dem Roman auszusetzen. „Herr Leben, die Rechnung bitte“ ist ein netter Roman, bietet gute Unterhaltung und ist flüssig zu lesen. Doch überzeugen konnte das Buch mich dennoch in letzter Instanz nicht. Wem das Buch also in die Hand fällt, kann es auf alle Fälle wagen, den ein oder anderen Strandtag damit zu füllen. Eine Kaufempfehlung kann ich aber leider nicht aussprechen. Dafür gibt es einfach viele zu viele Bücher, die um Welten besser, fesselnder und berührender sind. 
Wer dennoch einen Blick auf das Werk, das im EPIDU Verlag erschienen ist, werfen möchte, kann dies bei Amazon tun. Als Entscheidungshilfe dienen sicherlich auch die weiteren Rezensionen auf der Homepage von Blogg dein Buch

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