Montag, 30. Juli 2012

Schulamit Meixner - ohnegrund


Kann eine Aneinanderreihung von Wörtern auf nur 187 Seiten überhaupt ein überzeugendes Buch ergeben? Ist es nicht heutzutage so dass man "für sein Geld etwas geboten haben" möchte? Will man sich mit diesem schmalen Band überhaupt zufrieden geben? Man sollte - auf alle Fälle! 

ohnegrund ist der Debütroman von Schulamit Meixner, die 1968 in Wien geboren wurde und bis zu ihrer Auswanderung nach London 2006 auch dort lebte. Gerade weil es das erste Werk von der Autorin ist, das veröffentlicht wurde, wird es mit Argusaugen begutachtet, erntet aber seit der Buchpräsentation im März 2012 sehr viel gute Kritiken. 

Ich selbst habe ich den Roman auf dem Kindle gelesen weil Amazon vor kurzem eine Aktion mit Gratis-Ebooks anbot. Obwohl ich zu dem Zeitpunkt bereits wusste dass mich der Picus Verlag für eine Rezension ausgewählt hat, wollte ich nicht mehr warten und habe auf dem E-Reader zu lesen begonnen. Doch ich möchte nicht unerwähnt lassen dass das Hardcover, das nur wenige Tage später bei mir im Briefkasten lag, einen sehr hochwertigen Eindruck macht und das Cover vielversprechend gestaltet ist. ohnegrund ist meiner Meinung nach ein Buch das sich sowohl im eigenen Buchregal gut macht, aber sich auch als Geschenk gut eignet. 

Die Geschichte, die uns Schulamit Meixner erzählt, handelt von drei Generationen einer Familie, zwischen London, Israel und Indien. Ein in London lebendes Künstlerpaar hat eine Tochter, Emily, die unter dem Druck der Eltern schier zusammen bricht und gleichzeitig für die Eltern von geringem Interesse ist. Ihr Leben ist zwar fremdbestimmt, doch fühlt sie sich gleichzeitig in der eigenen Familie unsichtbar. Und so nutzt sie eine Reise nach Tel Aviv um aus dem auferlegten Muster auszubrechen und sich von der einnehmenden Mutter freizustrampeln. Ein geplantes Vorstellungsgespräch lässt sie sausen und lernt den jungen Israeli Nimrod kennen. Amy und Nimrod, der durch und durch Idealist ist, heiraten bald und bekommen eine Tochter, Sharona. 
Das Glück der jungen Familie wird allerdings grundlegend erschüttert als Nimrod ohne Absprache mit seiner Frau einen langfristigen Auslandsaufenthalt in Indien plant und letztendlich auch umsetzt. Die Liebe der beiden kann die Distanz nicht überbrücken und zerbricht daran. 
Amy kehrt daraufhin mit Sharona zurück nach London und hat für ihre Tochter eine ganz eigene Erklärung, warum der Vater nicht bei der Familie ist. Und ist Sharona ganz alleine mit ihrem Kummer und einer Mutter, die durch den Verlust eine immer höhere Mauer um sich baut. Amy hat ihre jugendliche Leichtigkeit verloren und hat zu ihrer eigenen Tochter die gleiche distanzierte Beziehung wie zu ihrer eigenen Mutter. 
Erst Amys Tante kann die beiden wieder ein wenig zueinander führen und bringt ein wenig mehr Wahrheit in deren Beziehung. 

ohnegrund ist ein anspruchsvoller Roman, der allerdings leicht zu lesen ist weil er zB völlig frei von jeglichen Politischen Ereignissen und Meinungen ist. Die Geschichte konzentriert sich allein auf die zwischenmenschlichen Beziehungen der Protagonisten. Besonders wer selbst eine etwas überschattete Beziehung zu seiner Mutter hat, kann Parallelen ziehen. So kennt man doch den Gedankengang "auf keinen Fall so zu werden wie die eigene Mutter". So sehr man sich doch auf einen anderen Weg zwingt... Irgendwas lässt einen dann doch in die Fußspuren der Mutter wandern. So beschreibt es zumindest Schulamit Meiner. 

Ein Buch, dessen Worte auch nach dem Lesen noch ein wenig nachhallen. 

Und genau aus diesem Grund möchte ich ohnegrund uneingeschränkt empfehlen. Auch wenn Amy als alleinerziehende Mutter endet und das Verhältnis zu ihren eigenen Eltern nicht auf einen positiven Weg bringen kann, so liest man die Geschichte von der modernen jungen Frau, die sich gleichzeitig überraschend konventionell verhält, doch gern. Zusammenfassend kann man ohnegrund vielleicht mit einem Wort beschreiben: authentisch. Denn das ist das Buch meiner Meinung nach durch und durch, vom ersten bis zum letzten Wort. Die Personen, die Beziehungen, die Orte. Alles ist authentisch. Und gerade deshalb leicht und Hoffnung gebend und doch gleichzeitig bedrückend. Schatten und Licht. Wie im Leben außerhalb von Büchern. 

Wer dem Roman eine Chance geben und mit Amy nach Tel Aviv reisen möchte, kann "seinen Flug" zB hier "buchen".

Wer allerdings noch unsicher ist... den überzeugen evtl. die anderen Rezensionen auf Blogg dein Buch.

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